Der Deutsche Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2017 geht nach Hamburg, Bremerhaven und Weilheim

Skulptur

Erste Runde abgeschlossen

Deutscher Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2017

gut gefüllte Reihen neben der JU 52 Foto: © Markus Gosse // BOXXOM.COM

Zum dritten Mal verlieh die Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure e.V. – kurz BSVI – am 22. September 2017 in der Bauhausstadt Dessau den Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr. In der Kategorie »Innovation« wurden der Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer für das Projekt „Baustellenkoordination mit ROADS“, in der Kategorie »Verkehr im Dialog« die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mit dem Projekt „Bremerhaven ist Zukunft – Initiative 7+1“ und in der Kategorie »Baukultur« das Staatliche Bauamt Weilheim als Einreicher, maßgeblicher Entwurfsverfasser Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Pahl, für die Teilerneuerung der Echelsbacher Brücke (B 23) ausgezeichnet.

Mehr als 140 Gäste aus Fachwelt, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik begrüßte der frisch wiedergewählte BSVI-Präsident Rainer Popp in dem festlich geschmückten Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau, darunter Staatssekretär Rainer Bomba vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Landesverkehrsminister Thomas Webel aus Sachsen-Anhalt und Oberbürgermeister Peter Kuras aus Dessau-Roßlau. Popp dankte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Beteiligten, wobei sein besonderer Dank dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur für die tatkräftige Unterstützung galt. Genau 50 Einreichungen verzeichnete der Deutsche Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2017, wobei sich Popp besonders über deren Qualität freute.

Als erster Festredner überbrachte Rainer Bomba die Grüße des Schirmherrn Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt MdB. In seiner Rede kündigte Bomba viel Arbeit für die Ingenieurinnen und Ingenieure an. Der neue Bedarfsplan enthalte über 1.000 Neu- und Ausbauprojekte, so dass das Gesamtinvestitionsvolumen für die Straße bis 2030 über 130 Mrd. € betrage. Dabei zeichnete Bomba Bilder von intelligenten vernetzten Straßen, auf der hoch- und vollautomatisierte Fahrzeuge verkehren werden, oder von Haus und Kfz, die sich zukünftig selbständig über den Energieaustausch einigen.

Im Anschluss überbrachten Landesverkehrsminister Thomas Webel und Oberbürgermeister Peter Kuras Grußworte von Land und Stadt. Dann leitete Moderatorin Dagmar Röse, Studioleiterin Dessau des MDR, über zur Verleihung des Deutschen Ingenieurpreises.

Auch in 2017 wurden alle nominierten Beiträge in kurzen Filmen vorgestellt, bevor der Augenblick der Wahrheit mit der Verkündung des Siegers kam und die Skulptur des Dessauer Bauingenieurs und Künstlers Uwe Hoyer überreicht wurde.

In der Kategorie »Innovation« gewann das Projekt „Baustellen mit dem richtigen Touch koordinieren – Baustellenkoordination mit ROADS in Hamburg“ des Einreichers Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer der Freien und Hansestadt Hamburg. Dr. Stefan Klotz, Jeff Marengwa und Christoph Heel vom Landesbetrieb, sowie Dr. Eugen Reiswich von WPS Solutions GmbH nahmen Preis und Urkunde von Bomba und Popp entgegen. Der Präsident der BASt Stefan Strick als Laudator erläuterte, dass es dem Landesbetrieb gelungen sei, die komplexen Anforderungen der verschiedenen Baudienststellen, die mit ihren Baumaßnahmen teils empfindlich in den Straßenverkehr eingreifen, zeitgemäß und zukunftsweisend miteinander zu verknüpfen – und das auf lokaler, bezirklicher und Landesebene sowohl innerhalb Hamburgs als auch darüber hinaus. Die Jury sieht hier nicht nur große Potenziale einer Weiterentwicklung, sondern hofft, dass dieses Programm auch in anderen Ballungsräumen zur Anwendung kommt. Nominiert waren zudem das Projekt „eMobility CUBE Wolfsburg“, welches die Stadt Wolfsburg eingereicht hat, und das Vorhaben „Untersuchung der Verkehrsqualität auf Hauptverkehrsstraßen in Mönchengladbach mit Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern“ von TSC Beratende Ingenieure für Verkehrswesen GmbH & Co KG.

In der Kategorie »Verkehr im Dialog« wurde es weiblicher auf der Bühne. Viola Haye und Insa Rabbel von der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH, stellvertretend für das Bremerhavener Bürgerengagement, freuten sich über die Preisskulptur des Deutschen Ingenieurpreises Straße und Verkehr. Laudator Prof. Dr. Hartmut Topp lobte das zivilgesellschaftliche Engagement, bei dem die Bürgerinnen und Bürger gerade nicht die Verantwortung für die Zukunft der Stadt an die gewählten Institutionen sowie an die Verwaltungen delegierten, sondern – ausgehend von der „Initiative 7 + 1“ – in Gesprächskreisen selbst organisierten. Die Auszeichnung ist für die Jury verbunden mit der Hoffnung, dass anderen Kommunen Bremerhaven als ermutigendes Vorbild dienen möge. Neben Bremerhaven waren die „Projektkommunikation Radschnellwege“ von P3 Agentur und AGFS NRW für Kommunikation und Mobilität und das „Dialogforum – Kommunikation zum Projekt Feste Fehmarnbeltquerung“ des damaligen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein nominiert, was die insgesamt große Bandbreite zeigte.

In der Kategorie »Baukultur« konnte sich erstmals eine Brückenbaumaßnahme durchsetzen: bei starker Konkurrenz überreichten Bomba und Popp den Ingenieurpreis an Gerhard Pahl und Vertreter des Staatlichen Bauamts Weilheim für das Projekt „Teilerneuerung der Echelsbacher Brücke (Bundesstraße 23)“ des Staatlichen Bauamts. Laudator Rainer Ueckert würdigte für die Jury, dass es Herrn Pahl und dem Staatlichen Bauamt Weilheim nicht nur gelang, mit viel Kreativität aus einem moderierten Planungsdialog und einem Ingenieurwettbewerb das gefährdete Denkmal zu erhalten und für die gestiegenen Ansprüche zu ertüchtigen. Die Jury zeigte sich zudem fasziniert von der filigran anmutenden Lösung, die Denkmal- und Naturschutz respektiert, und dass die Ästhetik der Konstruktion spüren lässt, wie avantgardistisch das Bauwerk bereits von 90 Jahren war. Weitere Nominierte waren die Projekte „Stadtraumerneuerung Osterstraße Hamburg“ von ARGUS Stadt- und Verkehrsplanung sowie der „Freiheitsplatz Hanau“, der von dem Planungsteam Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH, netzwerkarchitekten GmbH und club L94 Landschaftsarchitekten GmbH eingereicht worden war.

Im Festvortrag schlug Dr. Helga Huskamp von der Stiftung Bauhaus Dessau den Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft, von der Baukultur zur Kunst und von Deutschland in die Welt, welche das Bauhaus fast mehr bewundere als die Deutschen. Zum Abschluss rief Rainer Popp alle Ingenieurinnen und Ingenieure schon jetzt auf, sich vielversprechende Projekte für den nächsten Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr vorzumerken.

Zurück